Am Flagship Store: Eine Bank für den Kiez

Hi. Hier schreibt Gerhard. Der Typ von LABA.

Ich weiß nicht, ob ihr das auch macht. Aber ich schaue echt oft aus dem Fenster. Meistens mittwochs & freitags. Manchmal ab 12 Uhr. Manchmal ab 16 Uhr. Jeweils bis weit in den Abend hinein.

Die Stadt, in der ich das mache, heißt Görlitz. Genauer: der Görlitzer Osten. Und noch präziserer: An der Ecke, an der die Sohr- und die Blumenstraße zueinander finden.

Ich betreibe ein Ladengeschäft. Das nennt sich neumodisch „LABA Flagship Store“ & ist partiell von einem sehr alten Zaun umgeben. Und wenn gerade mal keine Kundschaft im „Flaggi“ steht, schaue ich aus den großen Fensterfronten. Und was ich da seit Mai 2022 alles sehen konnte, möchte ich auf ein konkretes Beispiel kondensieren.

Mein Geschäft liegt ungefähr in der Mitte zwischen Park des Friedens und Wilhelmsplatz (jeder dieser Orte ist mit zahlreichen Sitzbänken ausgestattet). Der Weg zwischen diesen Plätzen (etwa 800m) führt entweder bergauf oder bergab. Im Sommer ist es vor allem der Anstieg in Richtung Innenstadt, der die Menschen zum Schwitzen bringt. Vorrangig ältere Menschen, die nicht mehr sonderlich gut zu Fuß sind, mussten sich oft (& vor meinen Augen) am eben erwähnten Zaun festhalten, um durchzuatmen. Um Kräfte zu sammeln für den weiteren Weg.

Nun biete meinen lieben Kundinnen & Kunden 2 Sessel Typ „New Acapulco“ an. In die kommt man zwar wunderbar rein, aber gar nicht wunderbar wieder raus. Diese Sitzgelegenheit – keine altersgerechte.

„EINE BANK! Natürlich. An der Straßenecke müsste eine Bank stehen. Ist doch ganz klar.“ Dachte ich mir im Herbst des vergangenen Jahres. Allerdings: Eine Bank, einfach so in den öffentlichen Raum stellen? Eher nicht.

Ein guter Bekannter gab mir den Tipp der Bürgerschaftlichen Beteiligung, die von der Stadt Görlitz für eben solche Projekte eingerichtet wurde.

In jedem Jahr sind die Görlitzer Einwohnerinnen und Einwohner aufgerufen, neue Projektideen für ihren Beteiligungsraum einzureichen. Gesucht werden Ideen, Wünsche, Vorhaben und Konzepte, die im unmittelbaren Wohnumfeld wirken können, langfristig angelegt sind und der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Sie sollen zur Aufwertung des Stadtgebiets beitragen und die Lebensqualität im Viertel steigern.

Alle Projekteinreicher müssen die Projektidee konkret beschreiben und ihren Namen und Adresse vermerken. Dafür steht das Budget von 1 Euro/Einwohner/Beteiligungsraum zur Verfügung.

https://www.goerlitz.de/Projektabwicklung.html

Kurz vor knapp stellte ich im Dezember 2022 den Antrag für eine „Bank für die Blumen-/ Sohrstraße“.

Nachdem der Bürgerrat „Innenstadt Ost“ das Projekt für sinnvoll erachtete, entschied sich auch die Stadt Görlitz für eine neue Sitzgelegenheit – allerdings nicht am Festhaltezaun, sondern an der gegenüberliegenden Ecke; unter einem sehr einladenden Ahornbaum.

Und was soll ich sagen: Nach noch nicht einmal 9 Monaten steht sie nun da – die Bank für Alle. Realisiert durch die Zimmerei Drechsel aus Görlitz. Aber halt – das ist nicht nur eine Bank, die zum Verweilen, Durchschnaufen, Abkühlen, Essen, Trinken, Küssen einlädt. Diese Bank aus robusten Robinien-Holz etabliert einen Ort zum Kommunizieren. Ermöglicht wurde dies durch den innovativen Entwurf der Designerin Anja-Christina Carstensen. Über Eck sitzen und miteinander sprechen.

Ich freue mich sehr für all jene, die nun einen Möglichkeit haben, sich niederzulassen. Und ich freue mich über die Stadt Görlitz, die es (in Grenzen) den Bürgerinnen & Bürgern überlässt, wie sie ihre Quartiere gestalten können. Das ist demokratische Teilhabe – das ist praktisch gewordene Selbstwirksamkeit. Und das fetzt sehr.

Vielen Dank an alle Beteiligten.
Vielen Dank an den Bürgerrat „Innenstadt Ost“ für die gelungene InbeSITZnahme am letzten Freitag.

Und jetzt: Kommt alle in die Sohr-/Blumenstraße & nehmt die Bank für euch ein.


LABA. Ist mehr.